5 Anzeichen, dass Sie ein Hörgerät brauchen

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5 Anzeichen, dass Sie ein Hörgerät brauchen

Auf einen Blick:

  • Hörverlust verläuft schleichend und sehr individuell: Bis er sich überhaupt bemerkbar macht, kompensiert unser Gehirn Hör-Defizite.
  • Zuvorderst verschlechtert sich das Wahrnehmen und Unterscheiden bestimmter sprachlicher Laute.
  • Fortschreitender Hörverlust, der unbehandelt bleibt, kann bis in die soziale Isolation führen.
  • Auf folgende Anzeichen sollten Sie hören und handeln.

Das 50-jährige Ohr hört schlechter als ein 20-jähriges. Dieser Einsicht lässt sich kaum entkommen, ebenso wenig aber gibt sie Grund zur Besorgnis.

„Im Laufe unseres Lebens reduziert sich im Innenohr die Verarbeitung von höheren Frequenzen“, sagt Eberhardt Schmidt,  Hörakustiker und Präsident der Bundesinnung für Hörakustik (biha): Das sei „ein ganz natürlicher altersbedingter Verschleißprozess“, der etwa im Alter von 50 Jahren auftritt.

Ein Hörgerät werde allerdings erst bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit empfohlen. Das entspricht einem Hörverlust von 40-60 Dezibel (dB).

Daran erkennen Sie, ob Sie ein Hörgerät brauchen

Auch wenn Hörverlust , stets eine individuelle Angelegenheit sei, können folgende Anzeichen darauf hinweisen, dass Sie ein Hörgerät brauchen könnten.

1.  Fernseher und andere Geräte werden lautergestellt

Dies ist streng genommen ein irreführendes Anzeichen. Denn Schwerhörige hören in der Regel nicht einfach alles pauschal leiser, sodass sie die Lautstärke am TV-Gerät entsprechend pauschal erhöhen. Im Gegenteil: „Das Empfinden von Lautstärke definiert sich im Tieftonbereich“, erklärt Eberhard Schmidt. Tiefe Frequenzen hören Menschen auch im Alter meist noch gut. Vielmehr bekommen wir im Alter Probleme mit den sogenannten höheren Frequenzen rund um 4.000 Hz: Dies entspricht beispielsweise sprachlichen Lauten wie k, p, s, t oder f.

Wurde im Fernsehen Laus, Lauf oder Lauch gesagt?! Um das gesprochene Wort, zum Beispiel bestimmte Konsonanten klar zu verstehen, wird die Lautstärke angehoben.

2. Häufigeres Nachfragen im Gespräch

Wenn eine Person auffällig häufig nachfragt, weil sie etwas nicht genau verstanden hat, wird dies meistens vom persönlichen Umfeld der Person zuerst wahrgenommen. Manchmal sei auch zu beobachten, so Schmidt, dass Betroffene, „weil sie auf einem Ohr besser hören, sich ihrem Gegenüber annähern“.

Nicht selten reagieren Personen, denen solch ein Verhalten attestiert wird, zunächst abweisend. Laut Schmidts Erfahrung unterstellen sie etwa, dass Familienmitglieder leise sprächen oder nuscheln würden.

Gerade im häuslichen Bereich ist das Nachfragen ein durchaus klares Anzeichen, weil es hier meist deutlich ruhiger zugeht als in öffentlichen Räumen.

3. Hintergrundgeräusche erscheinen störender

Menschen mit Hörverlust fällt es unter dem Eindruck störender Geräusche schwerer, Sprache zu folgen. Hintergrund-Sound erscheint ihnen im Verhältnis lauter und verlangt stärkere Konzentration ab.

Der Hörakustik-Experte erklärt: Bei Normalhörenden greift hier der sogenannte „Party-Noise-Effect“ (oder auch „Cocktail-Party-Effect“): Er besagt, dass man sich auch bei einem wilden Geräuschteppich trotzdem auf einen bestimmten Höreindruck, beispielsweise ein Gespräch, fokussieren kann. Bei Schwerhörigen gelingt dies nicht mehr ohne weiteres.

Besonders undankbar: Straßenverkehr, Restaurant und andere Situationen mit hohen und plötzlichen Lautstärkeunterschieden (hupen, klirren, vorbeirauschende Fahrzeuge etc.). Vergleichsweise besser lässt es sich für Betroffene bei gleichförmigen Hintergrundgeräuschen zuhören, wie zum Beispiel zum kontinuierlichen Sound eines Rasenmähers.

4. Mehr Erschöpfung, weniger Energie

Höranstrengung ist wissenschaftlich messbar. Es zeigt sich laut Schmidt: „Wenn ich schlecht höre, muss mein Körper mehr Energie aufbringen“. Das Gehirn sei ständig dabei, „die Kompensationsmodelle zum Gegensteuern aufrechtzuerhalten“. Das Konzentrieren koste Kräfte, genauso ein erhöhtes Stresslevel.

5. Soziale Isolation

„Dies ist eine Auswirkung, wenn der Hörverlust bereits stark fortgeschritten ist“, sagt Schmidt. Betroffene meiden soziale Interaktionen, um sich der Anstrengung, aber auch unangenehmen und deprimierenden Situationen nicht länger auszusetzen.

Bei starkem Hörverlust führe dies dazu, dass Menschen sich zunehmend aus ihrem sozialen Umfeld entfernen und isolieren.

Lärmschwerhörigkeit im Handwerk: Berufskrankheit Nr. 1

Auch lärmintensive Berufe können einen Hörverlust begünstigen, im Handwerk zum Beispiel in der Schreinerei oder auf dem Bau. Nicht umsonst zählt Lärmschwerhörigkeit laut Zahlen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zu den häufigsten anerkannten Berufskrankheiten in Deutschland.

Es vergeht jedoch eine gewisse Zeit, bis wir tatsächlich wahrnehmen und einsehen, dass der eigene Hörverlust voranschreitet. Er schleicht sich nur langsam ein und macht sich nicht jederzeit bemerkbar.

Das Gehirn kompensiert

Außerdem schafft es unser Gehirn bis zu einem gewissen Punkt, Informationen zu vervollständigen. Das heißt, wenn wir etwas akustisch nicht eindeutig verstanden haben, lässt sich nicht selten durch den Kontext und unser Wissen herleiten, was gesagt wurde.

Das ist einerseits sehr nützlich, sagt Schmidt, weil unser Gehirn Defizite des Ohres auffängt. Andererseits erschwerte es die Diagnose, weil es über eine zunehmende Schwerhörigkeit hinwegtäuschen kann.

Quelle: handwerk.com